Pater Hans Zgraggen SVD (1932 – 2013)

21. Mai 2013

Am Montag, 20. Mai, ist Pater Hans Zgraggen im Pflegeheim St. Franziskus in Menzingen im Alter von 80 Jahren friedlich eingeschlafen. Er wirkte (vorwiegend) als Linguist in Papua-Neuguinea.

Pater Hans Zgraggen SVD (1932 – 2013)

Pater Hans Anton Zgraggen wurde am 24. Juni 1932 in Schattdorf UR geboren. Dort besuchte er die Primarschule. 1946 wechselte er in die Missionsschule Marienburg in Rheineck SG, wo er sechs Jahre die Mittelschule besuchte. Von 1953 bis 1955 war er an der Stiftsschule in Einsiedeln (Matura). 1955 trat er ins Noviziat der Steyler Missionare im Missionshaus St. Gabriel in Maria Enzersdorf bei Wien ein. Ab 1956 studierte er hier auch Philosophie und Theologie. Und: Er nahm bei Pater Paul Schebesta an ethnologischen Vorlesungen teil. Gleichzeitig besuchte er Seminare in Linguistik. 1961 schloss er das Seminar bei Schebesta mit dem Diplom in Ethnologie ab. Im gleichen Jahr empfing er die Priesterweihe in der Marienburg in Rheineck. 

Ebenfalls noch 1961 schickte ihn Generalsuperior Pater Johannes Schütte an die Katholische Universität von Amerika in Washington, D.C., um sich den Magister in Philosophie anzueignen. Anschliessend sollte er als Lehrer für Philosophie im Heilig-Geist-Seminar in Madang (Papua-Neuguinea) eingesetzt werden.


Sprachen – von Kuman bis Mugil

Im Februar 1963 kam Pater Hans in Madang an. Dort wurde er aber nicht als Lehrer im Heilig-Geist-Seminar „gebraucht“. Grund: Auf den Inseln wurde ein zusätzliches Priesterseminar eröffnet, so fehlten in Madang die Studenten. Das Heilig-Geist-Seminar wurde später nach Bomana in der Nähe von Port Moresby verlegt. 

Von 1963 bis 1964 arbeitete Pater John, wie ihn die Einheimischen nannten, mit Freude in der Pastoral in Tsimbu Valley im Hochland von Papua-Neuguinea. Er widmete sich der Erforschung der Kumansprache, der zweitgrössten Sprachgruppe in Neuguinea. Da der Bischof von dieser Forschungsarbeit nicht begeistert war, wurde Pater John an die Küste versetzt, zurück in die Provinz Madang. Dort bekam er die Bestimmung für die Missionsstation Mugil, wo auch Mugil gesprochen wurde, neben vielen anderen Sprachen. Er entschloss sich, diese Sprache gründlich zu studieren.


Studium in Canberra

Schliesslich erlaubte ihm Generalsuperior Schütte, in Canberra Sprachwissenschaft zu studieren. Durch Empfehlung von Prof. S.A. Wurm kam Pater John Zgraggen nach Canberra an die Nationale Universität Australiens. 1969 erhielt er den PhD (Dr. phil.). Ein Jahr später wurde er externes Mitglied des Anthropos Institutes. 1971 kehrte er  nach Madang zurück, um sein Linguistikstudium zu vollenden. In dieser Zeit erstellte und veröffentlichte er eine Karte der verschiedenen Sprachen der Provinz Madang (das Buch hatte zwei Auflagen).

Nach dem Tod von Pater Georg Höltker 1976, der ebenfalls in Papua-Neuguinea Sprachforschungen machte, wurde Pater John mit der Bearbeitung der noch unveröffentlichten Manuskripte beauftragt. Dazu kam er nach St. Augustin bei Bonn. Er machte eine Zusammenstellung der Erzählungen, weil das interessant war und separat veröffentlicht werden sollte. Kurze Zeit später kehrte er nach Freiburg in die Schweiz zurück. Zuerst ging die Arbeit an der Hinterlassenschaft Höltker weiter, dann aber wechselte er zu seinem Material aus Papua-Neuguinea und begann, einen Index von den Tonbandaufnahmen zu erstellen. 


Divine Word Univerity

Zurück in Neuguinea hörte er 1980 auf der Igom-Missionsstation, die er  in Abwesenheit des Pfarrers betreute, dass das Parlament von Papua-Neuguinea der SVD das Recht für eine Universitätsgründung in Madang Stadt gegeben hatte. Die Hochschule hiess zuerst Divine Word Institute (DWI), später dann Divine Word University (DWU). Pater John sah die Chance für seine Forschung und hoffte, einen wichtigen Beitrag für die Papua-Neuguinea-Studien zu leisten. Er war am DWI willkommen und gab Vorlesungen in Linguistik. Es entstand ein Forschungszentrum für Neuguineastudien. Von 1984 bos 1991 wurde die ganze Forschung computerisiert. 


Zurück in der Schweiz

1991 endete die Arbeit für John Zgraggen in Madang abrupt. Aus verschiedenen Gründen versetzte ihn die Ordensleitung zurück in die Schweiz.  

Hier wirkte Pater Hans ab 1992 als Kaplan auf dem Urnerboden. 2003 musste er dieses Amt aus gesundheitlichen Gründen abgegeben. Anschliessend arbeitete er in Linthal unermüdlich an seinen Forschungsarbeiten weiter. 2008 erfolgte der Übertritt ins Pflegeheim St. Franziskus in Menzingen. Dort ist er am 20. Mai friedlich eingeschlafen.
Pater Hans war kein Mann der vielen Worte. Trotzdem hat er grosse Spuren hinterlassen. Zu diesen gehört vor allem die Aufarbeitung und Übersetzung der verschiedenen Schöpfungsmythen aus Papua-Neuguinea. Auf diesem Gebiet war er ein über die Landesgrenzen hinaus bekannter Experte. Die drei Buchveröffentlichungen, herausgegeben von einem englischen Verlag, zeigen dies auf eindrückliche Art und Weise. 

Möge Gott ihn in Frieden ruhen lassen.


Abschiedsgottesdienst: Freitag, 24. Mai 2013, 14.00 Uhr, Don Bosco, Steinhausen. (Die "Don Bosco Kirche" befindet sich im Pfarreizentrum, Dorfplatz 1)
Anschliessend Beerdigung auf dem Friedhof Erli.

Dreissigster: Samstag, 22. Juni 2013, 17.30 Uhr, Don Bosco, Steinhausen.

 

Statt Blumenspenden gedenke man der Steyler Missionare, PC 80-12269-9   

 

Pater Walter Strassmann

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