Steyler Missionare seit 100 Jahren in der Schweiz

11. Nov 2020

Heute vor genau 100 Jahren, am 11. November 1920, unterzeichneten die Steyler Missionare den Kaufvertrag für das Haus «Maria Hilf» auf dem Schlossberg in Steinhausen. Bis heute engagieren sich die Steyler Missionare in Mission, Medien, Pfarreien und ihren Häusern in Steinhausen (ZG) und Thal (SG).

Steyler Missionare seit 100 Jahren in der Schweiz

Eigentlich beginnt die Geschichte der Steyler in der Schweiz schon im 19. Jahrhundert. Zwar gab es damals noch kein Missionshaus, aber ab 1893 wirkte schon Br. Josef Betz, ab 1895 zusammen mit Br. Mauritius Schetter als «Reisebruder» erfolgreich in der Zeitschriften-Werbung, so dass es bereits einige tausend Abonnenten der «Stadt Gottes» und eine beachtliche Zahl auch für den «Michaelskalender» gab. 1910 wurde auf Drängen des P. Generalsuperiors Blum Br. Burkhard Sohn als Reisebruder ausschliesslich für die Schweiz bestimmt. Spätestens seit diesem Jahr gehörte die Schweiz zum Reisebezirk des österreichischen Missionshauses St. Rupert, das insbesondere im Ersten Weltkrieg die Schweizer Gelder sehr schätzten, weil der Franken damals im Gegensatz zur österreichischen Krone sehr stabil blieb.

Lange Suche nach einem Schweizer Standort

Br. Burkard Sohn gehörte zur Kommunität von St. Rupert, verbrachte jedoch den Grossteil des Jahres in der Schweiz: Ohne Heim, auf der Strasse, angewiesen auf gastfreundliche Klöster, Pfarrer und Familien. Posthalter Eugen Rohner in Rebstein (SG) besorgte für ihn jahrelang ehrenamtlich die Prokurarbeiten. Doch Br. Burkhard wünschte sich einen Standort, eine Adresse in der Schweiz, drängte immer wieder darauf. Sein Wunsch fand ab 1917 mehr Gehör, wurde auch im Provinzrat in St.Gabriel diskutiert, vom Generalsuperior schliesslich jedoch abgelehnt.

1920 schliesslich reiste der damalige Rektor von St. Rupert, P. Anton Brodmühler, selbst in die Schweiz. Dabei dachte er nicht nur an eine Zeitschriftenprokur, sondern auch daran, dass es auch aus der Schweiz künftig Steyler Missionare geben könne. Auf seiner Reise lernte er unter anderem die blühenden katholischen Gymnasien kennen und sah ein grosses Potential für Berufe. So wollte er zuerst ein Missionshaus mit Missionsschule gründen. Deshalb war man auf der Suche nach einer Liegenschaft, auf der Platz für eine spätere Erweiterung für eine Schule bestand. 

Baldegger Schwestern gaben den Hinweis

In den engeren Kreis der Auswahl kamen nach vielen Besichtigungen von Olten bis Disentis ein Hotel in Seelisberg, eine Villa in Mörschwil und ein ehemaliges Landerziehungsheim in Amden. Schliesslich sollte es aber eine Villa in Mols im St.Galler Oberland sein, wo der Bischof von St.Gallen eine Gründung, insbesondere einer Schule, jedoch ablehnte. Die Gründung einer Missionsschule wurde deshalb fallengelassen, jetzt ging es wieder ausschliesslich um eine kleine Niederlassung für die Werbung der Zeitschriften.

Eines Abends, müde von der «Jagd» nach geeigneten Standorten, waren P. Brodmühler und Br. Burkhard wieder einmal zu Gast bei den Baldegger Schwestem. Die damalige Oberin Othmara brachte die beiden auf eine neue Fährte. Sie erklärte ihnen, dass vor einigen Tagen Professor Wagner von Zürich bei ihr gewesen sei, und der habe gesagt, dass in Steinhausen bei Zug eine Pension infolge schlechter Saison zu verkaufen sei. Gleich am nächsten Tag, am 22. Oktober 1920, reisten die beiden Steyler zur Pension «Mariahilf». Br. Burkhard hatte das Haus schon 1911 gesehen.

Nach Verhandlungen mit der Inhaberin Rosa Stuber und einer sehr kurzfristigen Rücksprache mit dem Bischof von Basel erfolgte der Kauf bereits am 11. November 1920. Der Vertrag hielt fest: «Der Antritt der Liegenschaft erfolgt mit Nutzen und Schaden auf 11.11.1920 (..) », also noch am selben Tag! An Weihnachten 1920 beherbergte Maria Hilf (so schrieb man von jetzt an) drei Mitglieder der SVD: P. Konrad Klaar und zwei Reisebrüder (Br. Burkhard und Br. Olaf). Im Januar 1921 kam noch ein dritter dazu: Br. Monaldus. Im April 1921 wurde die Kapelle eingeweiht, und bereits im Juni kamen aus St. Gabriel etwa 20 Fratres zur Erholung hierher. Nach einer Notiz von P. Jonscher soll 1920 oder 1921 der letzte österreichische Kaiser Karl auf seiner Rückreise nach Ungarn einmal in Maria Hilf gewesen sein, in Abwesenheit des damaligen Rektors P. Klaar.

Bis heute präsent

Nun begann eine Erfolgsgeschichte, insbesondere für die Steyler Zeitschrift «Stadt Gottes» (heute «Leben jetzt»). Verlag und Redaktion der Zeitschrift und anderer Publikationen sind noch heute im Missionshaus ansässig. In den 70er-Jahren kam die Missionsprokur dazu. Von hier aus betreut P. Antonio Enerio die philippinische Migrantenseelsorge in weiten Teilen der Schweiz, mehrere Patres sind in regionalen Pfarreien in der Seelsorge tätig. Insgesamt wohnt und arbeitet hier eine kleine Kommunität von rund einem Dutzend Patres und Brüdern, von denen vier im Ruhestand sind.

Doch noch eine Schule in der Schweiz

Zu einer Schule kamen die Steyler Missionare in der Schweiz einige Jahre später doch noch, allerdings in der Ostschweiz: Am 2. Dezember 1929 kaufte die Steyler Missionsgesellschaft in Thal die grosse Liegenschaft «Marienburg» mit weitläufigem Park und einem einzigartigen Baumbestand. Schon ein Jahr darauf konnte hier unter dem neuen Namen «Marienburg» zuerst als eine Missionsschule eröffnet werden. Der Mittelschule folgte ein theologisches Seminar und schliesslich ein Gymnasium.

Im Sommer 2012 schloss das Gymnasium Marienburg seinen Betrieb, nachdem die Finanzierung der Schule wegen des Sparpakets des Kantons St.Gallen nicht mehr zu stemmen war. Seit 2014 sind in den Räumlichkeiten syrische Flüchtlinge, insbesondere Jugendliche, untergebracht. 2016 verkauften die Steyler Missionare die Liegenschaft an die «Marienburg AG» (Teil der Menzi Muck-Gruppe in Kriessern). In Zusammenarbeit mit Kanton und Gemeinde will die neue Eigentümerin in den kommenden Jahren eine grundsätzliche Umnutzung des Areals angehen. Im Vordergrund steht dabei die Absicht, die historische Anlage zu erhalten und in Ergänzung dazu neuen Wohnraum zu schaffen.

Eine kleine Gemeinschaft der Steyler Missionare lebt auch aktuell noch in der Marienburg, betreut von hier aus mehreren Pfarreien und macht Aushilfen.

Feier erst 2021

Aufgrund der schwierigen Corona-Situation werden die Steyler in der Schweiz ihr 100-Jahr-Jubiläum erst am 4. und 5. September 2021 offiziell begehen – mit einem «Tag der Offenen Tür» und einem Festgottesdienst in Steinhausen mit P. General Paulus Budi Kleden. 

Weitere Informationen zu den Jubiläumsanlässen

«Maria Hilf» auf dem Schlossberg in Steinhausen, Niederlassung der Steyler Missionare in der Schweiz seit 1920. Eine weitere Gemeinschaft lebt in der Marienburg in Thal/SG.
«Maria Hilf» auf dem Schlossberg in Steinhausen, Niederlassung der Steyler Missionare in der Schweiz seit 1920. Eine weitere Gemeinschaft lebt in der Marienburg in Thal/SG.

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