Was für ein Geschenk!

zu 1 Petrus 5,7

Endlich mal wieder in der Gruppe in die blühende Natur gehen, Freiheit atmen und seine Erfahrungen austauschen, was ist das doch für ein wunderbares Erlebnis.

Die Cursillo-Pilgergruppe auf dem InSichGehen-Weg im Dachauer Land.
Die Cursillo-Pilgergruppe auf dem InSichGehen-Weg im Dachauer Land.

Schon einige geplante Pilgertage waren wegen der Pandemiesituation ausgefallen, wie so vieles andere ja auch. Manchmal gab es einen Funken Hoffnung, das nächste Wochenende könnte dann aber doch wirklich stattfinden, und schon kam wieder eine nächste Welle und machte einen Strich durch die Rechnung. Hoffnung und Enttäuschung, Erwartungen und Leere, zwischen diesen beiden Polen wirft uns die Covid-Zeit immer wieder hin und her. Und ich habe den Eindruck, dass viele Menschen in den Stand-by-Modus gewechselt sind. Sie haben sich zurückgezogen und ihre Energie heruntergefahren, bis irgendwann wieder genügend Sicherheit da ist, dass man sich ohne die Gefahr erneuter Frustration ins aktive Leben zurück trauen kann.

Der vergangene Sonntag klingt in mir in vielen Farben und fröhlichen Tönen nach, ein Leuchtpunkt am Himmel des Lebens, das für eine lange Zeit unter dunklem Schleier verborgen lag. Dabei hatte ich am Samstag noch geklagt und befürchtet, der Tag könnte zur Qual werden. Die Wetter-App meldete schon seit Tagen, dass ausgerechnet unser Pilgertag mit 32 Grad der heißeste des ganzen Vorhersagezeitraumes sein sollte. Und der Weg, so wusste ich, würde nicht sehr viel Schatten bieten. Ich war in Sorge und dachte mir: Jetzt haben wir mal die Chance zu pilgern und dann wird uns die Sonne brutzeln. Ich habe mich mit meinen Sorgen dem Herrn anvertraut im Gebet. Ich habe ihm meine Befürchtungen erzählt und gebeten, dass er doch für uns sorge.

Als ich am Morgen unseres Pilgerns an den Himmel schaute, war ich überrascht. Eine geschlossene Wolkendecke war zu sehen und die Luft war angenehm frisch. Ich schaute auf meine App, die ihre Meinung tatsächlich geändert hatte. Das geschieht übrigens sehr häufig. So häufig, dass ich mir manchmal denke, es ist besser, an den Himmel zu schauen, als aufs Handy, um zu wissen, wie das Wetter wird. Aber dieses Mal war ich wirklich dankbar. Statt 32 sollten es nur noch 27 Grad werden. Sofort waren die Sorgenwolken von meinem Herzen wie weggeblasen und die Freude auf den Tag bahnte sich den Weg zu einem „Juchhe!“.

Von verschiedenen Ecken kommend haben sich einige der Gruppe schon in der S-Bahn zusammengefunden, die anderen trafen wir dann am Ziel. Es war eine große Freude, sich zu sehen und zur Begrüßung mal wieder in echt zu drücken. Dass gemeinsame Gehen, die verschiedenen Stationen mit Impuls, Lied oder Tanz, die weiten Fluren, die blühende Natur, die wachsenden Früchte auf den Feldern, ach, was tat das meinem Herzen gut. Ich erlebte diesen Tag in besonderer Intensität, jeder Schritt, jedes Gespräch, jeder Blick, jeder Atemzug tat so gut. Es war wie das Osterfest nach einer langen Fastenzeit.

Während das Getreide prächtig gedeiht, verzieren Mohnblumen die Säume.
Während das Getreide prächtig gedeiht, verzieren Mohnblumen die Säume.

Auf dem Weg versammelten wir uns am Rand eines Waldes und machten unsere Brotzeit. Dann lud uns die Pilgerleiterin zu einem Tanz ein. Wir stellten uns im Kreis um eine noch nicht allzu groß gewachsene Eiche, die am Weg stand. Dann erklärte sie uns die einfachen Schritte: vor - vor - Wiegeschritt - rück - rück - rechts und links ran. Schon erklang von Angelo Branduardi die wunderbare Musik zum Sonnengesang des hl. Franziskus. Wir bewegten uns mit geschwungenen Schritten im Rhythmus zur Musik und der Platz weitete sich. Verbundenheit mit Natur und Schöpfung, Ruhe und Freude kamen uns von der Erde entgegen. Herrlich!

Da ging eine Frau aus der Gegend auf uns zu, die wohl ihren Spaziergang machte. Als sie uns um den Baum tanzen sah, erzählte sie, dass dieser Platz ein besonderer Ort und die Eiche ein Energiebaum sei. Also tanzten wir noch einmal mit Begeisterung den Sonnengesang und spürten die Energie, die die Musik, das Tanzen, die Gemeinschaft und der Ort uns schenkten. Beschwingt ging es danach weiter auf dem Weg.

Ab und zu zeigte sich die Sonne, verschwand dann bald aber wieder hinter den Wolken, die den Auftrag hatten, uns vor zu großer Hitze zu schützen. Ich spürte eine große Dankbarkeit in mir. Ja, ich war so dankbar, dass meine ganzen Befürchtungen für den Tag grundlos geworden waren und ich stattdessen Freude im Herzen empfinden konnte. Ich dankte Gott leise in meinem Herzen und auch mit ausgesprochenen Worten in der Eucharistiefeier, die wir zum Abschluss auf Baumstämmen an einem schönen Platz unterm Blätterdach feierten. Wir erzählten in der Feier unsere Erfahrungen, die wir auf dem Weg gemacht hatten und jede, jeder war auf ihre und seine Weise so beschenkt worden durch diesen Tag.

Ja, und mein Vertrauen in Gott, der für mich und für uns sorgt, ist dadurch wieder einmal gestärkt worden. Das hatte ich auch gebraucht, denn manchmal ist das nicht so deutlich wahrzunehmen und ich fühle mich allein, verloren. Manchmal scheint die Wirklichkeit auch eine andere Sprache zu sprechen und man fragt sich, ob Gott noch mit einem ist. Deshalb ist mir diese Erfahrung auch sehr kostbar und ich will mich immer wieder an sie erinnern, damit sie mich weiterträgt auf dem Pilgerweg meines Lebens.

Der 1. Petrusbrief ermutigt uns: „Werft alle eure Sorge auf Gott, denn er kümmert sich um euch!“ (1 Petr 5,7) Ja, so habe ich es erfahren. Danke, Herr!

Pater Thomas Heck SVD

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