Lass Weihnachten werden!

23. Dez 2021

zu Lukas 2,1-14

Es wird Zeit, dass uns ein Licht aufgeht, das uns andere Wege zeigt, als die, die wir immer schon gegangen sind. Es wird Zeit, dass uns ein Herrscher geboren wird, der unser Schicksal teilt und uns versteht. Es wird Zeit, dass Gott die Erde berührt und uns unsere Würde wie auch unseren Auftrag deutlich werden lässt.

Lass Weihnachten werden!
Der Himmel berührt die Erde, und die Erde leuchtet auf in neuem Glanz. Foto: Bessi on Pixabay.com
Der Himmel berührt die Erde, und die Erde leuchtet auf in neuem Glanz.
Foto: Bessi on Pixabay.com

Bestimmt kennen Sie das Lied mit dem Refrain: „Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.“ Ist das nicht auch eine wunderbare Beschreibung dessen, was wir jetzt in der Heiligen Nacht wieder feiern dürfen? „Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.“
Ich glaube, wir alle leiden unter den seit zwei Jahren andauernden Einschränkungen und besonderen Belastungen, unter den Entzweiungen über die Frage, ob Impfenlassen oder nicht, unter politischen Entscheidungen und Gruppen-Protesten. Wir leben in schwierigen Zeiten. Wie gut tut bei all diesen irdischen Problemen eine himmlische Berührung! Heute berühren sich Himmel und Erde, damit Frieden werde unter uns!

Wenn die Tage grau in grau sind und die Nächte am längsten, wenn das Leben dunkel auf uns lastet und die Freude erstirbt, dann wächst in uns neue Sehnsucht nach Licht und Leben, nach Wärme und Liebe. Und wo die Sehnsüchtigen sich in dieser Nacht zusammenfinden, um sich miteinander zu verbünden, da passiert etwas. Da geschieht Außergewöhnliches. Da können wir erleben, wie in den glanzlosen Ebenen unserer Verlorenheit, im windschiefen Stall unserer Heimatlosigkeit, wie genau dort neue Hoffnung geboren wird, dort zeigen sich neues Licht und neues Leben. Ja, wenn der Himmel die Erde berührt.

Die Feier in dieser Nacht ist etwas Besonderes, wir dürfen uns von Gott berühren lassen, dürfen erleben, wie uns ein neues Licht aufgeht und unser Leben neuen Glanz bekommt. Und das kommt nicht aus unserem Tun. Wir können das nicht schaffen, doch Gott will es uns schenken. Dass unsere Nächte von seiner verwandelnden Gegenwart erleuchtet werden, das ist auch kein Angebot nur für den 25. / 26. Dez., nein, es gilt für das ganze Jahr, für alle Tage! Was wir heute hier verdichtet erleben und feiern, das ist Gottes Zusage für unser ganzes Leben: „Ich will dein Leben begleiten mit meiner göttlichen Gegenwart, ich will in dir geboren werden, will in deinem Sein Gestalt annehmen und dich zum größeren Leben und Glück führen.“

Aber wie kann das gelingen? Vielleicht kann uns da das Lied weiterhelfen. In der 1. Strophe heißt es: „Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen, und neu beginnen, ganz neu...“ Was könnte das für uns bedeuten? Wir können uns ein Beispiel an Maria nehmen: Es heißt, dass ein Engel zu ihr kam und ihr ihren göttlichen Auftrag ankündigte. Sie überlegte und sagte schließlich: „Mir geschehe, wie du gesagt hast“. Womöglich hat die kirchliche Feier diese Ereignisse zu sehr verklärt und in den Himmel gehoben, so dass wir meinen, das ginge uns persönlich nichts an. Aber erinnern wir uns, in dieser Nacht berührt ja der Himmel die Erde! Und das heißt, auch unser Leben ist von Engeln begleitet. Jeder von uns ist ein aus Gott stammendes Wesen und jeder von uns trägt in sich eine Botschaft, die zum Leben kommen will. Wir stellen uns Engel zu sehr als von außen kommende Wesen vor. In Wirklichkeit kommen sie zu uns, wenn wir innerlich still werden. Dann können sie uns helfen, etwas von dem zu erspüren, was unsere tiefe Bestimmung in dieser Welt ist: eine Idee davon, wie ich mit meinen Gaben dazu beitragen kann, dass das Leben auf dieser Welt für alle ein Stück besser und schöner wird. Maria ist bereit, ihre kleine Vorstellung vom Leben zu vergessen und neu zu beginnen mit dem größeren Plan, der ihr von Gott zukommt.

Kommt her und seht: Gott wohnt im Menschen! Foto: kalhh on Pixabay.com
Kommt her und seht: Gott wohnt im Menschen!
Foto: kalhh on Pixabay.com

Die 2. Strophe lässt uns singen: „Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken, und neu beginnen, ganz neu...“ Da können wir auf Josef schauen. Als er entdeckte, dass die ihm anverlobte Frau mit einem Mal schwanger war, ohne dass er noch mit ihr zusammen gewesen ist, da muss es in ihm gebrodelt haben vor Wut und Enttäuschung. Er überlegt hin und her, wie er sich verhalten soll. Sie bloßstellen und damit dem Tod ausliefern? Nein, er entscheidet sich, sie in Stille zu verlassen. Aber die Gedanken verfolgen ihn bis in den Schlaf. Wieder ist von einem Engel die Rede, und für mich ist das die innere Stimme, die uns mit dem Göttlichen verbindet. Er bekommt eine Ahnung davon, dass sich Maria nicht auf einen fremden Liebhaber, sondern vielmehr auf das göttliche Wirken im Menschen eingelassen hat und dass sie deshalb jetzt mit neuer Hoffnung und neuem Leben schwanger geht. So bedenkt Josef die Liebe und beschließt, Maria nicht zu verlassen, ihr gerade da und trotzdem seine Liebe zu schenken, wo ihn heftige Emotionen zuvor hätten davonrennen lassen. Jetzt kann er neu beginnen und die Wirklichkeit annehmen.

Die 3. Strophe schließlich beginnt so: „Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden, und neu beginnen, ganz neu...“ Das lässt mich an die Begegnung von Maria mit Elisabet denken. Zwei Frauen, die sich auf Gottes Wirken in ihrem Leben eingelassen haben. Sie verbinden und verbünden sich gegenseitig mit der Hoffnung, die in ihnen wirkt. Sie verbünden sich und erschaffen so eine Keimzelle neuen Friedens inmitten all der Gewalt und des Hasses in der Welt. Sie freuen sich aneinander, tauschen sich über ihre Erfahrungen aus, preisen zusammen den Herrn und bestärken sich auf ihrem Weg. Da kann etwas Neues beginnen. Ganz neu bahnt sich ein friedliches und freundlicheres Miteinander an, das Kreise zieht.

Es sind also drei Einstellungen, die helfen, dass der Himmel verwandelnd und heilsam unsere irdische Wirklichkeit berührt: 1 - dass wir unsere kleinen Erwartungen loslassen, still werden und hinhören auf Gottes größeren Plan, tief in uns drinnen. 2 - dass wir neu zu lieben wagen und auch dort mit Gottes Wirken rechnen, wo unsere Emotionen uns am liebsten davonrennen lassen wollten. Und 3 - dass wir unsere Hoffnungen und Erfahrungen mit anderen teilen, Gott gemeinsam preisen und so zu einer Hoffnungsgemeinschaft zusammenwachsen, die wie ein Samenkorn in den Boden der irdischen Wirklichkeit eingesät wird und Frucht bringt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns allen gesegnete und erfüllende Weihnachten! Mögen wir alle vom Himmel berührt werden, dass Frieden werde unter uns. Amen!

Mit diesem Bibelwort verabschiede ich mich von Ihnen und übergebe die Aufgabe in die Hände eines Mitbruders. Ich danke herzlich für Ihr treues Interesse und wünsche Ihnen auf dieser Seite weiterhin inspirierende Impulse!

Pater Thomas Heck SVD

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