"Warum lachst du?"

03. Mär 2022

Gott fragt den Menschen (3): Gen 18,13

Für viele Christen sind zentrale Glaubenslehren unglaubwürdig geworden. Heute noch an Wunder glauben? An die Auferstehung? Mach dich nicht lächerlich, sagen viele.

"Warum lachst du?"

Die Geschichten von Abraham und Sara und ihren Kindern sind sehr weit weg von unserer heutigen Erfahrungswelt. Ihre nomadische Lebensweise ist uns ebenso fremd wie die patriarchalen, polygamen Beziehungsmuster, denen sie folgen. Und doch erkennen sich bis heute Menschen in diesen Geschichten wieder. Die Geschichte eines Ehepaares, dessen Leben auf den Tod zuging, doch plötzlich eine unerwartete Wendung nahm, berührt bis heute. Und die Bibel sagt ganz deutlich: Sie hat mit uns zu tun. Wir sind Nachkommen dieser mutigen Leute!

Auf Gottes Anruf hin hatten Abraham und Sara ihre Familien und ihre Heimat verlassen und waren in die Fremde gezogen, überzeugt davon, dort ein erfülltes Leben zu finden. Dazu gehörte auf jeden Fall Nachkommenschaft. An eine „Auferstehung der Toten“ glaubte noch niemand, der Mensch konnte nach damaliger Vorstellung nur in seinen Kindern weiterleben. Doch Abrahams Frau galt als unfruchtbar und inzwischen waren beide in einem Alter, in denen eine Schwangerschaft nicht mehr möglich schien. Doch Gott sagte Abraham immer wieder einen Nachkommen zu, der von seiner Frau Sara geboren und daher sein rechtmäßiger Erbe sein würde. Bei allem Vertrauen in Gott, hielt Abraham das irgendwann für unmöglich. „Abraham fiel auf sein Angesicht nieder und lachte. Er sprach in seinem Herzen: Können einem Hundertjährigen noch Kinder geboren werden und kann Sara als Neunzigjährige noch gebären?“ (Gen 17,17). Abrahams Lachen wurde von Gott nicht kommentiert. Anders war es, als kurz danach Sara genauso auf die Verheißung reagierte.

Damals kamen drei Männer als Gäste zum Zelt des Ehepaares (vgl. Gen 18,1-15). Entsprechend den Bräuchen ihrer Kultur empfing sie nur das Familienoberhaupt, die Frau dagegen blieb verborgen im Zelt. Aber es scheint, dass sich die Besucher versichern wollten, dass Sara am entscheidenden Gespräch beteiligt sein würde. Für die damalige Kultur war ihre Frage ungehörig: „Wo ist deine Frau Sara?“ „Dort im Zelt“ antwortete Abraham recht knapp und tatsächlich stand sie am Eingang und lauschte den Gesprächen. Als sie die Zusage hörte, sie würde bald schwanger werden, reagierte sie genauso wie zuvor ihr Mann: „Sara lachte daher still in sich hinein und dachte: Ich bin doch schon alt und verbraucht und soll noch Liebeslust erfahren? Auch ist mein Herr doch schon ein alter Mann!“ Mir fällt auf, dass sie nicht aufgrund ihrer angeblichen Unfruchtbarkeit an der Zusage zweifelte, sondern auf das Alter ihres Mannes verweist. Zudem war ihr erster Gedanke nicht der ersehnte Nachkommen, sondern die „Liebeslust“. Offensichtlich war ihr das auch schon lange vorenthalten worden. Brauchte Abraham also göttliche Nachhilfe, damit er sich endlich wieder in Liebe seiner Frau zuwendete?

Anders als bei ihrem Mann wird in der biblischen Erzählung Saras Lachen kommentiert. Die Geschichte bekommt eine überraschende Wendung. Plötzlich waren nicht mehr die drei Besucher die Gesprächspartner, sondern es war „der HERR“, der Abraham fragte: „Warum lacht Sara? … Ist denn beim HERRN etwas unmöglich?“ Sara reagierte abwehrend: „Sara leugnete: Ich habe nicht gelacht. Denn sie hatte Angst.“ Und obwohl sie ja nur verborgen zuhörte, war sie plötzlich mittendrin im Gespräch und wurde vom HERRN direkt angesprochen: „Doch, du hast gelacht.“
Als sie dann im nächsten Jahr tatsächlich einen Sohn gebiert, erhält er den Namen „Isaak“, in dem das Lachen der Eltern gleichsam als Echo nachklingt: „Er wird lachen“. Sara macht deutlich, dass Gott der Grund eines Lachens ist, das nicht mehr Unglauben, sondern höchstes Glück zum Ausdruck bringt: „Gott ließ mich lachen; jeder, der davon hört, wird mir zulachen.“ (Gen 21,6)

Immer wieder begegnen uns in der Bibel Erzählungen von Menschen, deren Leben wegen Kinderlosigkeit offensichtlich am Ende war, denen das Verlöschen ins Nichts, und dadurch ein letztlich sinnloses Leben drohte. Da ist zum Beispiel Hanna, die wider alle Hoffnung doch noch einen Sohn gebiert, den großen Gottesmann Samuel (vgl. 1 Sam 1). Oder im neuen Testament Elisabeth und Zacharias, die Eltern Johannes des Täufers (vgl. Lk 1). Obwohl sie nicht mit Lachen reagierten, wie damals Abraham und Sara, fiel es auch ihnen sehr schwer an etwas zu glauben, was nach menschlichem Ermessen unmöglich erschien. Doch genau dazu ermutigt uns Jesus immer wieder: „Habt Glauben an Gott! Amen, ich sage euch: Wenn jemand zu diesem Berg sagt: Heb dich empor und stürz dich ins Meer! und wenn er in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass geschieht, was er sagt, dann wird es geschehen. Darum sage ich euch: Alles, worum ihr betet und bittet - glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil.“ (Mk 11,22-24) Berge versetzen? Das klingt phantastisch. Glauben, dass wir das, was wir ersehnen, schon erhalten haben? Das klingt paradox. Das erscheint lächerlich.

„Warum lachst du?“ fragt uns Gott wohl auch eins ums andere Mal, wenn er unsere Gebete hört. Nur zu gerne beschränken wir Gottes Wirken auf das Wenige, das wir für möglich, für realistisch halten. Neues Leben, Veränderung und Verwandlung unserer Welt wird es aber nur geben, wenn das Unmögliche geschieht, das nur Gott wirken kann. Trauen wir ihm das zu? Haben wir solche Hoffnung? Oder lachen wir auch still in uns hinein, weil unser Glauben so weit nicht reicht?

Ralf Huning SVD

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