Versöhnungsgottesdienst zur österlichen Bußzeit

Versöhnungsgottesdienst

Lesung: Jes 58, 1-9

Eröffnungslied: GL 273 „O Herr, nimm unsre Schuld“

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der gütige und barmherzige Gott, der uns Vergebung und Heil schenken will, sei mit euch.


Einführung 

Ich begrüße Sie alle recht herzlich zu diesem Gottesdienst in der österlichen Bußzeit. Es ist ganz sicher nicht das Denken des Mainstreams, sich gemeinsam Gedanken über all die Dinge zu machen, die in unserem Leben nicht so laufen, wie wir das gerne hätten. Normalerweise sind wir darum bemüht, eine schöne Fassade aufrechtzuhalten. Das Innenleben, das nicht selten zerrüttet und zerfallen ist, legen wir nicht so gerne offen hin. In diesem Gottesdienst geht es auch nicht darum, vor sich selbst und anderen als schlechter und gescheiterter Mensch da zu stehen. Es geht vielmehr um die Tatsache, dass wir als geliebte Kinder Gottes Ihm unser Vertrauen schenken und von Ihm Trost und Zuspruch erfahren. 

Wir stehen vor Gott mit leeren Händen; von Ihm erwarten wir alles. Gerade die österliche Bußzeit gibt uns Gelegenheit, die nicht gelungenen Seiten unseres Lebens zu betrachten, anzunehmen und vor Gott zu tragen. Wir gehen auf Ostern zu, auf das Fest, das all das Dunkle unseres Lebens durch den Glanz der Auferstehung überstrahlt. Auf diesem Weg besinnen wir uns auf das Wesentliche, das unser Leben heil und ganz macht.


Lied: GL 422 „Ich steh‘ vor dir mit leeren Händen, Herr


Lesung: Jes 58, 1-9

Rufe aus voller Kehle, halte dich nicht zurück!
Lass Deine Stimme ertönen wie eine Posaune!
Halt meinem Volk seine Vergehen vor
und dem Haus Jakob seine Sünden!
Sie suchen mich Tag für Tag;
denn sie wollen meine Wege erkennen.
Wie ein Volk, das Gerechtigkeit übt
und das vom Recht seines Gottes nicht ablässt,
so fordern sie von mir ein gerechtes Urteil
und möchten, dass Gott ihnen nah sei.
Warum fasten wir und du siehst es nicht?
Warum tun wir Buße und du merkst es nicht?
Seht, an euren Fasttagen macht ihr Geschäfte
und treibt alle eure Arbeiter zur Arbeit an.
Obwohl ihr fastet, gibt es Streit und Zank
und ihr schlagt zu mit roher Gewalt.
So wie ihr jetzt fastet,
verschafft ihr eurer Stimme droben kein Gehör.
Ist das ein Fasten, wie ich es liebe,
ein Tag, an dem man sich der Buße unterzieht:
wenn man den Kopf hängen lässt,
so wie eine Binse sich neigt,
wenn man sich mit Sack und Asche bedeckt?
Nennst du das ein Fasten
und einen Tag, der dem Herrn gefällt?
Nein, das ist ein Fasten, wie ich es liebe:
die Fesseln des Unrechts zu lösen,
die Stricke des Jochs zu entfernen,
die Versklavten freizulassen,
jedes Joch zu zerbrechen,
an die Hungrigen dein Brot auszuteilen,
die obdachlosen Armen in dein Haus aufzunehmen,
wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden,
und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen.
Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte
und deine Wunden werden schnell vernarben.
Deine Gerechtigkeit geht dir voran,
die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach.
Wenn du dann rufst,
wird der Herr dir Antwort geben,
und wenn du um Hilfe schreist,
wird er sagen: Hier bin ich.
Wenn du der Unterdrückung bei dir ein Ende machst,
auf keinen mit dem Finger zeigst
und niemand verleumdest,
dem Hungrigen dein Brot reichst
und den Darbenden satt machst,
dann geht im Dunkel dein Licht auf
und deine Finsternis wird hell wie der Mittag.


Lied: GL 424, 1-2 „Wer nur den lieben Gott lässt walten“


Deutung und Gewissenserforschung

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

Das Fasten ist schon lange keine Angelegenheit mehr, die alleine oder sogar ausschließlich in den Bereich des Religiösen gehört. Wir können getrost sagen, dass das Fasten heute aus ganz anderen Gründen „modern“ und beliebt ist. Die Menschen wollen gesund, schlank und schön sein. Das ist der Grund, warum das Fasten in den verschiedensten Formen in aller Munde ist. Darum ging es im Leben aus dem Glauben noch nie. Buße und Fasten gehörten und gehören immer noch zusammen. In der Lesung, die wir aus dem Buch des Propheten Jesaja gehört haben, geht es um die rechte Bedeutung von Fasten und Buße. Für sich alleine genommen sind sie keine erstrebenswerte Leistung, denn sie führen oft zu einer Kälte und Starrheit des Herzens, die dem Leben zwischen Gott und den Menschen nicht dienen. Jesaja sagt das ganz deutlich: „Was nutzt das alles, wenn ihr eure Untergebenen antreibt, nur auf Profit aus seid; was nützt es, wenn bei all dem Fasten und der Buße Zank, Streit und Gewalt herrschen?“

Hier können wir uns fragen, ob unsere Besinnung ehrlich ist oder ob wir nur tun, was ein (kirchliches) Gesetz vorschreibt? Sind wir mit dem Herzen dabei, um ein besserer Mensch zu werden? Haben wir die Anderen im Blick? Oder sehen wir nur uns und unser Heil? Klage ich Gott und alle anderen an, weil ich einen Sündenbock für meine Unzulänglichkeiten und meine Rückschläge brauche?

Und Jesaja klagt sein Volk weiter an, dass Buße nichts damit zu tun haben darf, dass wir miesepetrig durch die Welt laufen und uns und Anderen das Leben schwer machen.

Haben wir uns schon einmal Gedanken darüber gemacht, dass Buße etwas Positives ist und dem Leben dienen soll? Sehe ich vor lauter Fehlern überhaupt noch die Barmherzigkeit Gottes, um die es eigentlich geht? Kann sie bei mir etwas bewirken oder habe ich schon so vorgefertigte Meinungen, dass Gottes Zuspruch gar keine Chance mehr haben kann?

Dann endlich kommt Jesaja zu dem, was wirkliches Fasten und Buße ausmachen: Es geht um Gerechtigkeit, um Befreiung, um Mildtätigkeit und Verantwortung für all diejenigen, die einem anvertraut sind.

Kann ich das alles so sehen? Oder ist mir der Anspruch zu hoch? Lasse ich mich von Gottes Anspruch ergreifen, dass mein Schaffen und Tun für eine bessere Welt der einzige und wahre Ansatz zu ehrlicher Umkehr ist?

Letztlich kann man die Buße in drei Begriffen zusammenfassen: Gerechtigkeit fördern, Abschaffen von Unterdrückung, und Sorge um diejenigen, denen das Leben nicht gut gesonnen ist. All denen, die das vor Augen haben, hat Jesaja das „Licht“ verheißen, was nichts anderes heißt als das Leben so zu fördern, dass jeder etwas davon hat: Man selbst und auch diejenigen, die einem anvertraut sind und die, die nicht viel haben und Hilfe brauchen.

Wenn ich mir das anschaue, dann sind Egoismus und Rechthaberei ausgeschlossen. Wenn ich Gerechtigkeit will, dann kann ich gar nicht anders, als abgeben und den anderen sehen. Wenn ich Unterdrückung abschaffe, dann darf ich mich nicht erheben über meine Mitmenschen; dann bin ich von vorneherein daran interessiert, dass es allen gut geht. Und kann es mir dann anders gehen als wirklich gut? 

Stille


Lied: GL 424, 3-5 „Man halte nur ein wenig stille“ 


Allgemeines Schuldbekenntnis 

Sprechen wir das Schuldbekenntnis.
Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen und allen … 


Vergebungsbitte

Aus vielfältigen Nöten kommen wir zu dir. Wir wissen uns bei dir geborgen. Du kümmerst dich um uns, wie ein Hirt um seine Herde. Auch wenn wir immer wieder deine Wege verlassen, holst du uns zurück. Unsere Not ist häufig durch unser schuldhaftes Verhalten begründet. Manchmal fühlen wir uns wie im tiefen Wasser. Vergib uns, wo wir uns verrannt haben. Öffne uns wieder neu für deine Botschaft. Führe uns in die Gemeinschaft guter Menschen zurück, die uns aufbaut und ermuntert. Heile uns an Leib und Seele. Und schenke uns die Einsicht, dass das Wohl der Anderen der Garant dafür ist, dass wir uns gut fühlen dürfen.

Wir vertrauen auf Deine Vergebung, die Du uns schenkst. Durch Christus, unseren Herrn. Amen. 


Vaterunser

Wir wollen gemeinsam beten mit den Worten, die uns Christen von Deinem Sohn gegeben wurden, die uns verbinden und all das ausdrücken, was uns am Leben hält: 

Vater unser …


Segen

  • Gott, der allmächtige und gütige, er bewahre euch, behüte euch und sei immer bei euch in den Höhen und Tiefen des Lebens. Amen.
  • Er schenke euch Kraft, den rechten Weg zu wollen und die Orientierung zu finden. Amen. 
  • Er helfe euch, das Gute zu tun und das Böse zu meiden. Amen.

Dazu segne euch der Allmächtige … im Namen des Vaters, des Sohnes ….


Lied: GL 423, 1-2 “Wer unterm Schutz des Höchsten steht“


P. Fabian Conrad SVD

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