1. Sonntag im Advent (C)

Predigtimpuls

„… dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; …“

1. Lesung: Jer 33,14-16;
2. Lesung: 1Thess 3,12 - 4,2
Evangelium: Lk 21,25-28;34-36

Wenn ich die Augen schließe, kommen mir all die Bilder, Gerüche und Düfte der Vorweihnachtszeit in den Sinn, die in den Supermärkten unseres Landes schon mit Ende der Sommerferien zu beginnen scheint. Advent und Weihnachten: ja, das war immer schon und ist eigentlich bis heute eine Zeit der Sinne, eine Zeit der Gerüche und Düfte. Einfach himmlisch. Es gibt wohl kaum eine andere Festzeit, die so sinnenhaft gefeiert wird wie die Advent- und Weihnachtszeit. Eine Zeit, in der die Sehnsucht nach Harmonie und Frieden bis ins Unendliche wächst. Eine Zeit, in der wir ein Stück in die heile Welt unserer Kindheitserinnerungen eintauchen wollen. Das ist gut und richtig so und ich möchte das nicht kleinreden.

Es gibt aber auch noch ganz anderes, was mir in dieser Zeit des nun beginnenden Advents in den Sinn kommt. Bilder und Gerüche, die weitaus weniger schön sind; die förmlich zum Himmel schreien und mir stinken. Sie zerstören mir das idyllische Bild, das mir in diesen Wochen durch Werbung und Kommerz vorgegaukelt wird, denn für viele Menschen unserer Tage besteht der Advent tatsächlich aus allem anderen als Kerzenromantik, trauten Liedern und duftendem Gebäck. Sie haben die Nase voll von ganz anderen Dingen: vom Krieg in ihrer Heimat zum Beispiel. Und es stinkt zum Himmel, dass sie als Flüchtlinge in irgendwelchen Camps festgehalten und manchmal wie Kriminelle behandelt werden. Darunter übrigens auch sehr viele Christen, die in ihren Ländern wegen ihres Glaubens bedroht, verfolgt und misshandelt wurden. Auch die Berichte über Afghanistan wollen mir in diesem Zusammenhang einfach nicht aus dem Kopf gehen. Vergessen kann ich auch nicht die Bilder, die im vergangenen Sommer die Runde machten: Menschen, die in wenigen Stunden ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben: sei es durch die gewaltigen Wasserfluten in unserem Land oder durch die beängstigende Feuerbrunst in vielen Ländern Südeuropas. Ganz zu schweigen vom Gefühl jener Menschen, deren Ehe zerbrochen ist, die noch immer an den Spätfolgen ihrer COVID-Erkrankung leiden oder durch die Pandemie ihren Arbeitsplatz verloren haben.

Das Evangelium des heutigen Sonntags, so wie es uns Lukas überliefert, hält nichts von der verklärten Kitschromantik unserer Wohlstandsgesellschaft. Nichts von Kerzenschein, Tannengrün und Plätzchenduft. Sehr wohl aber nimmt es eine gewisse Weltuntergangsstimmung der Menschen ernst, wenn es da unter anderem heißt: „Angst und Panik werden die Menschen beherrschen, weil Sturmfluten und Katastrophen über sie hereinbrechen. In ihrer Verzweiflung werden sie wie gelähmt sein vor dem, was noch alles über die Erde kommen soll.“ Klingt doch alles so, als ob Lukas das genau für das Jahr 2021 geschrieben hätte. Ich kann nur immer wieder staunen, wie aktuell solch uralte Texte doch sind! Die Bibel verleugnet nicht das Elend, das Menschen aller Generationen immer wieder erlebt und erlitten haben. Aber sie bleibt dabei nicht stehen, wie so mancher Unheilsprophet unserer Tage, der nur noch das Dunkle und das Elend sehen kann und konsequenterweise Anhänger wird von obskuren Verschwörungstheorien. Das Evangelium hingegen ist alles andere, als eine Drohbotschaft. Es ist und bleibt auch für die Menschen im 21. Jahrhundert eine Frohe Botschaft, die Hoffnung schenken möchte. Der für mich entscheidende Satz der heutigen Botschaft steht in Vers 28: „Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“ Das heißt doch nichts anderes als: wenn alles drunter und drüber geht in deinem Leben, wenn dir das Wasser bis zum Halse steht, dann lass den Kopf nicht hängen! Erhebe dein Haupt, hab Mut, hoffe und vertraue, dass Gott dir entgegenkommen will. Genau dazu will auch das adventliche Lied von Friedrich Dörr ermutigen, das gerade jetzt wieder in unseren Gottesdiensten angestimmt wird und in dem es so schön heißt: „Kündet allen in der Not; fasset Mut und habt Vertrauen. Bald wird kommen unser Gott; herrlich werdet ihr ihn schauen. Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.“

© P. Norbert Cuypers SVD

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