Kongo (Republik)

Betreuung für «Hexenkinder»

In Europa würden sie wohl wegen Verhaltensauffälligkeiten therapiert. Im Kongo werden sie ausgesetzt und der Hexerei beschuldigt. Das Projekt ORPER (Oeuvre de Reclassement et de Protektion des Enfants de la Rue) will den Strassenkindern in Kinshasa die Zukunft öffnen.

Minibus fährt in der Nacht durch die Strasse
Minibus fährt in der Nacht durch die Strasse

Ein Minibus fährt durch die Strassen von Kinshasa. Er ist besetzt mit dem Fahrer, einer ausgebildeten Krankenschwester und einem Lehrer. Er sucht verschiedene Plätze und Orte in dieser Millionenmetropole auf. Dort gehen die Mitarbeiter auf die Strassenkinder zu, um Sie unmittelbar vor Gefahren zu schützen, ihnen einen Moment der Ruhe zu verschaffen und ein vernünftiges Verhalten auf der Strasse näherzubringen. Wo nötig werden sie medizinisch versorgt. 1117 Kinder und Jugendliche konnten im vergangenen Jahr so versorgt werden. Angesichts der Schätzung der Projektpartnerin UNICEF, die von rund 25'000 Strassenkindern spricht, ist das eine kleine Zahl.

ORPER „Stiftung für Rehabilitation und Schutz der Strassenkinder“ ist vollständig spendenfinanziert. Die Steyler Missionare Schweiz unterstützen dank Ihrer Hilfe das Projekt bereits seit über zehn Jahren.

Mädchenheim von ORPER
Mädchenheim von ORPER

Ein Mund zu viel

Aber es geht nicht um grosse Zahlen, sondern um die Verbesserung von Einzelschicksalen. Denn oft handelt es sich um Kinder, die man in Europa als verhaltensauffällig bezeichnen würde. Ihnen wird, gefördert von neuen evangelikalen Sekten, Hexerei vorgeworfen und sie haben vor ihrer Aussetzung oft schon grosses Leid durch «Dämonenaustreibungen» erfahren. Öfter setzen aber auch zerrüttete und von Armut betroffene Familien eines oder mehrere Kinder auf die Strasse, weil sie schlicht ein Mund zu viel am Tisch sind. Hier setzt ein weiterer Teil der Arbeit von ORPER an. Mit viel Fingerspitzengefühl gehen speziell ausgebildete Mitarbeiter auf die Familien zu und versuchen deren Lebensumstände so zu verbessern, dass diese oder Verwandte die Kinder wieder aufnehmen.

Wo das nicht möglich ist, bietet die Stiftung den Kindern ein Zuhause und eine Ausbildung. Und das mit Erfolg. 2015 konnten drei Jugendliche eine höhere Ausbildung abschliessen und siebzehn haben in den eigenen Betrieben wie der Bäckerei oder Schneiderei eine Lehrstelle. Sie gehören zu den Besten im Kongo und wurden dafür ausgezeichnet.


Die Anfänge

Pater Frank Roelands SVD
Pater Frank Roelands SVD

Die Stiftung ORPER wurde 1981 von Pater Frank Roelands SVD zusammen mit einer engagierten Gruppe “Bilenge ya Mwinda” (Jugend des Lichtes) von Christen aus seiner Pfarrei Christkönig gegründet. Das Ziel war Menschen in Gefängnissen und am Rande der Gesellschaft in Kinshasa zu helfen. Eines Tages im Jahr 1983 wurde Pater Frank von einer Gruppe Strassenkindern um Erlaubnis gefragt, ob sie für eine Nacht Zuflucht auf dem Basketballfeld der Pfarrei finden könnten. Diese heimatlosen jungen Leute wurden regelmässig von der Polizei vertrieben. Einige wurden zum Militärdienst gezwungen, andere einfach ins Gefängnis gesteckt. Sie fanden mehr Sicherheit und Menschlichkeit bei dem Priester, daher machten sie es zu ihrem neuen Zuhause.

Heute sind es vor allem Strassenkinder, um die sich ORPER kümmert. Dafür unterhält die Stiftung zwei Auffangzentren, fünf Heime, einen Minibus als mobiles Zentrum, zwei Gesundheitsstationen, einen grösseren Bauernhof sowie Werkstätten. Insgesamt stehen heute 63 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Projekt im Einsatz.

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