Bolivien

Kindertagesstätte im Gefängnis in Palmasola

Die Steyler Missionsschwestern engagieren sich schon seit über einem Jahrzehnt im Gefängnis Palmasola in Santa Cruz. Hier leben die über 5000 Gefangenen ein Leben in einer anarchischen Parallelwelt – gemeinsam mit ihren Familienangehörigen.

Kindertagesstätte im Gefängnis in Palmasola

Anarchische Parallelwelt

Papst Franziskus beim Besuch von Palmasola (2014).
Papst Franziskus beim Besuch von Palmasola (2014).

Eingeschlossen von einer doppelten Mauer und mit Stacheldraht abgeriegelt, sind die Häftlinge in Palmasola weitgehend sich selbst überlassen. Sie verwalten sich auch selbst – denn die Behörden beschränken sich fast ausschliesslich auf eine Bewachung von aussen. Innerhalb der Mauern leben die über 5000 Gefangenen ein Leben in einer anarchischen Parallelwelt - gemeinsam mit ihren Familienangehörigen. Auf rund 40 Quadratmetern schlafen bis zu 50 Häftlinge. Und: Das Gesetz erlaubt den Häftlingen, Kinder unter sechs Jahren mit ins Gefängnis zu nehmen. Für die Steyler Missionsschwestern in Santa Cruz ein wichtiger Grund, sich hier einzubringen. Alltag in Palmasola: das heißt Drogen, Gewalt und Bandenkriminalität.

Schwestern führen Kindertagesstätte

«Nuevo Amanecer» heisst die Kindertagesstätte, in der innerhalb des Gefängnisses Palmasola 29 Kinder von inhaftierten Frauen betreut werden. Der Name bedeutet «neue Morgenröte» und will damit Hoffnung geben für eine bessere Zukunft. In der Covidkrise wurden die Räume der Tagesstätte als Isolationszentrum für Covid-Infizierte genutzt und waren anschliessend unbenutzbar für die Betreuung von Kindern. 2023 konnte damit begonnen werden, die Klassenzimmer dank lokalen Wohltätern zu renovieren und die nötige Einrichtung wieder anzuschaffen. Nun geht es darum, die Renovierung abzuschliessen, einen Lagerraum zu bauen und die Aktivitäten wieder in der ganzen Breite aufzunehmen.


Die Kinder werden in der Krippe ganztags betreut, unterrichtet, verpflegt und bekommen täglich – angepasst an ihr Lebensalter – auch Spielzeiten. Dazu gibt es Feste am Kindertag, am Muttertag, am Lehrertag, am Nationalfeiertag oder am Schülertag. Dann wird gesungen, getanzt und gespielt. Betreut und unterstützt werden auch Mütter mit Kindern im Babyalter, die noch nicht in der Tagesstätte betreut werden können. Insgesamt leben nämlich derzeit 56 Kinder im Frauenblock des Gefängnisses.


Die Tagesstätte wird von vier Erzieherinnen («leichte Fälle» innerhalb des Gefängnisses) und einer Köchin betreut, die Leitung der Kinderkrippe liegt bei der Steyler Missionsschwester Joanna Cwikowska. Sie beschreibt das Hauptziel des Steyler Engagements mit dem Bibelzitat «Ich war im Gefängnis und ihr habt mich besucht»: «Das ist unsere Motivation, Christus im Gefängnis zu besuchen und sein Gesicht in den Gefangenen zu entdecken. Dabei sollen die Gefangenen spüren, dass sie nicht allein und vergessen sind, und motiviert werden, die Zeit ihrer Verurteilung zu nutzen, um neu zu denken, die Barmherzigkeit Gottes zu entdecken und ein neues Leben zu beginnen.»

Kinder vom Gefängnis Palmasola beim Spielen im Kinderhort.
Kinder vom Gefängnis Palmasola beim Spielen im Kinderhort.
Kindergeburtstag im Gefängnis.
Kindergeburtstag im Gefängnis.

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