„Wie viele Brote habt ihr?“

01. Aug 2023

Jesus fragt (8): Mk 6,38

Es gibt Lebenssituationen, die uns überfordern. Doch wer mit Jesu Augen darauf schaut, entdeckt neue Handlungsmöglichkeiten.

„Wie viele Brote habt ihr?“

Christ ist man nie nur für sich alleine. Jede Christin, jeder Christ hat den Auftrag, durch Wort und Tat die frohe Botschaft an die Mitmenschen weiterzugeben. Doch das fällt uns nicht leicht. Besonders ist der heutigen Zeit braucht es Mut, sich zu seinem Glauben zu bekennen. Wie hat Jesus die ersten Jünger darauf vorbereitet, die frohe Botschaft an andere weiterzugeben? Davon lesen wir im sechsten Kapitel des Markusevangeliums. Bevor Jesus seine Jünger zum ersten Mal aussandte, hat er sie erleben lassen, wie er selbst die Frohbotschaft verkündete. Er nahm sie mit in seine Heimatstadt Nazareth. Als Jesus in der Synagoge lehrte, gerieten die Menschen zunächst in Staunen. Doch bald verwandelte sich das Staunen in offene Ablehnung. Was war geschehen? Die Menschen waren nicht bereit, von Jesus eine Botschaft anzunehmen, die sie persönlich herausforderte. Von diesem Jesus, den sie bereits als kleines Kind kannten, dessen Eltern und Verwandten ihre Nachbarn waren. Wie kam dieser Mann dazu, sie zu einer Änderung ihres Lebens aufzufordern? Sie lehnten ihn ab und deshalb „konnte er dort keine Machttat tun“ (Mk 6,5), weiß der Evangelist zu berichten. Wo Menschen sich verschließen, kommt auch die beste Botschaft nicht an.

Nachdem die Jünger dies miterlebt hatten, wurden sie von Jesus jeweils zu zweit ausgesandt. Jesus gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister. Aber sonst gab er ihnen nichts mit. Er befahl ihnen vielmehr, außer einem Wanderstab keinerlei Hilfsmittel mitzunehmen, auf die sich sich stützen könnten: „Kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen“ (Mk 6,8f). So waren sie nicht nur darauf angewiesen, dass man sich für ihre Botschaft öffnete. Sie selbst mussten von anderen aufgenommen und versorgt werden, wenn sie nicht Hunger leiden wollten. Denen, die sie aufnahmen, konnten sie weitergeben, was sie von Jesus erhalten hatte: Befreiung von „unreinen Geistern“ und Heilung von Krankheit.

Als die Jünger zu Jesus zurückkehrten, wollte dieser ihnen eine wohlverdiente Pause gönnen. „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus!“ (Mk 6,31). Der Rückzug war nötig, denn der Andrang war so stark, dass sie nicht einmal Zeit zum Essen fanden. Doch die Leute ließen Jesus und die Seinen nicht so einfach ziehen, Tausende liefen ihnen hinterher. Jesus wurde darüber nicht ärgerlich, sondern sah voll Mitleid die Bedürftigkeit der Menschen. Anders als seine Landsleute in Nazareth waren sie hungrig nach der frohen Botschaft, die er verkündigte.

Seine Jünger, die ja keine Zeit zum Essen gehabt hatten und denen deshalb die Mägen knurrten, erkannten, dass die Leute auch körperlichen Hunger verspürten. Sie selbst sahen sich jedoch außerstande, dieses Problem zu lösen und forderten Jesus auf: „Schick sie weg, damit sie in die umliegenden Gehöfte und Dörfer gehen und sich etwas zu etwas kaufen können!“ (Mk 6,36). Doch Jesus reagierte mit der überraschenden Aufforderung: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Wie sollte das gehen? Die Jünger fingen an zu rechnen, doch was sie hatten, war viel zu wenig, um Brot für so viele Menschen zu kaufen. Doch Jesus hatte nichts von Kaufen gesagt. „Wie viele Brote habt ihr?“ fragte er sie. „Geht und seht nach!“ (Mk 6,38). Und das wenige, das sie hatten, nahm Jesus, dankte Gott dafür, zerteilte es und gab es den Jüngern, damit sie es an die Hungrigen austeilten. Alle aßen, alle wurden satt und am Ende blieben zwölf Körbe voll Brotstücke übrig.

Es sind wichtige Lektionen, die die Jünger da lernen konnten. Wenn sich Menschen verschließen, kann auch die beste Botschaft nicht aufgenommen werden. Wer aber hungrige Boten aufnimmt, ist auch offen für das Geschenk Gottes, das sie ihm bringen. Und wo man das Wenige, das man hat, dankbar als Gabe Gottes annimmt und an die Hungrigen weitergibt, ohne nachzurechnen, ob das jemals reichen könnte, werden alle satt. Am Ende haben alle mehr als je zuvor.

Ralf Huning SVD

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. Facebook und Youtube welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Datenschutzinformationen