«In manchen den Glauben wiedererweckt»

12. Mai 2020

Weltweit leiden Menschen unter der Corona-Situation, und inzwischen gleichen sich die Massnahmen gegen das Virus ebenfalls – wie die Antworten von P. Armando Schnydrig SVD zeigen, der in Santiago de Chile tätig ist.

Wie geht ihr in eurem Land mit dem Corona-Virus um? Gibt es über die staatlichen Vorgaben hinaus auch noch SVD- oder kircheneigene Empfehlungen und Vorschriften?

Es gibt kircheneigene Vorschriften, die sich aber strikte an die staatlichen Vorgaben halten.

Wie geht es den Menschen in eurem Land? Bekommen sie die weltweite Situation mit? Sind sie in ihrer Freiheit, sich draussen und in der Gemeinschaft zu bewegen, eingeschränkt?

Es gibt unterschiedlche Einschränkungen, einige Kommunen auch in Gross-Santiago haben totale Quarantäne, also Ausgang nur mit formeller und schriftlicher Erlaubnis. Einige wurden bereits wieder aufgehoben. Die Geschäfte sind im allgemeinen geschlossen, ausser Lebensmttelläden und staatliche Stellen. Es wird empfohlen, nöglichst zuhause zu bleiben, und das Tragen von Masken ist draussen obligatorisch. Für das ganze Land gilt von 22 Uhr bis 5 Uhr morgens Ausgangssperre, was zum Ausklang der Proteste und Krawalle beigetragen hat.

Wie nehmt ihr selbst diese Situation wahr und was bedeutet es für euer Zusammenleben in der Gemeinschaft?

Wir sind fünf Mitbrüder in der Gemeinschaft, drei arbeiten wir direkt in der Pfarrei, einer ist Rektor des angeschlossenen Kollegiums mit 900 SchüleriInnen, staatlich finanziert und gratis für die Schüler. Einer ist Gefangenenseelsorger. Wir pflegen eine normale Tagsordnung, gemeinsames Gebet, gemeinsame Mahlzeiten. Schützen uns natürlich durch wiederholtes Händewaschen, Masken beim Ausgehen usw. Unsere Köchin, Sekretärin und eine Person zum Saubermachen der Pastoralräume, Kirche und Innenhof, Begiessen der Pflanzen usw. arbeiten weiter.

Die kirchlichen Dienste sind ja auch sehr eingeschränkt. Gibt es bei euch noch Messen mit Kommunion? Geht ihr noch in die Pfarreien hinaus, dürft ihr das noch?

Die Messen sind untersagt, wir feiern unter uns und am Sonntag übertragen wir die Messe per Facebook und Youtube.

Gibt es überhaupt noch gemeinsame Gottesdienstfeiern oder verlagert sich bei euch die Tätigkeit auch auf den Online-Bereich?

Pastorale Tätgikeit beschränkt sich auf Abdankungen, meistens in den Privathäusern, und Krankensalbungen, eventuelle Krankenbesuche. Auch Besuche bei Leuten, die auf der Strasse leben, gibt es noch.

Hilft der Glaube euren Gemeinden und Menschen, diese Situation besser zu bewältigen? In welcher Hinsicht?

Ich glaube, dass diese Situation in manchen den Glauben wiedererweckt hat. Wir ermutigen uns gegenseitig mit Botschaften über Whatsapp und andere Medien.

Braucht ihr spezifische Unterstützung in dieser Situation und wenn ja, können wir hier etwas beitragen?

Im Moment helfen wir uns mit Beiträgen, die wir von Eltern des Colegio Verbo Divino erhalten. In normalen Zeiten helfen sie uns mit Lebensmitteln, jetzt mit Geld, das die Solidaritätsgruppen der fünf Kapellen zum Kauf von Lebensmitteln verwenden und dann den Notleidenden zukommen lassen. Einige vermuten bereits, dass es in naher Zukunft vielleicht eine gemeinsame Küche braucht für eine entsprechende gemeinsame Mahlzeit.

(Interview: Roger Tinner)

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